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Fototipps

Fototipps für den Frühling: Kleine Welt ganz gross

Expeditionsfotografin Ulla Lohmann zeigt, wie Sie das Frühjahr einfangen.

Von Ulla Lohmann

Der Frühling bringt wieder Farbe ins Spiel. Zuerst stecken die Schneeglöckchen zaghaft die Köpfe aus dem Schnee, dann folgen die pastellfarbenen Frühlingskrokusse, die sonnengelben Narzissen bis hin zur Kirschblüte in zartrosa, die nicht nur in Japan gefeiert wird. Eine gute Gelegenheit, das Fotografieren der Welt im Kleinen, die Makrofotografie, auszuprobieren. Neugierig, wie die besten Bilder gelingen?

Tipp 1: Planung – wissen, wann was blüht

Eine lila Orchidee im linken Bilddrittel und eine unscharfe grüne Blumenwiese.
Orchideen wachsen oft an der gleichen Stelle. Mit etwas Recherche oder guten Beziehungen zu den Menschen vor Ort lassen sich die besten Plätze herausfinden. Fotos: Ulla Lohmann
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Unter dem Stichwort «Blühkalender» findet man im Internet heraus, wann welche Blumen erwachen. Das kann regional sehr unterschiedlich sein, vor allem in den Bergen. Deshalb schaue ich auch in der Tageszeitung oder suche auf Instagram unter dem entsprechenden Hashtag (zum Beispiel #Krokus), um herauszufinden, wo andere Fotografierende mein Wunschmotiv entdeckt haben. Noch viel lieber frage ich in meinem Umfeld. Gerade ältere Menschen wissen oft, wo es grossartige Plätze gibt. Warum nicht auch mal gemeinsam losziehen?

Tipp 2: Die Farben des Frühlings festhalten

Pastellfarbene Frühlingskrokusse in blau, lila und weiss. Der Fokus liegt auf  
einer Blüte.
Schon im Februar strecken die Frühlingskrokusse die Köpfe aus dem Schnee.

Für mich symbolisieren die zarten Pastell-Farben der ersten Frühblüher das Erwachen des Lebens. Um mein Frühlingsgefühl auszudrücken, möchte ich mein Bild hell und mit vielen Unschärfen gestalten. Das erreiche ich am besten durch eine offene Blende und mit einem Objektiv mit langer Brennweite, zum Beispiel ab 100mm. Damit die Pastelltöne gut zur Geltung kommen, belichte ich mein Foto etwas heller. Oft arbeite ich auch mit Gegenlicht, das durch die Blütenblätter scheint und sie noch zarter aussehen lässt. Diesen Effekt kann man auch mit einer Taschenlampe erzielen.

Auf Entdeckungsreise für unvergessliche Fotos

Expeditionsfotografin Ulla Lohmann setzt sich für den bewussten Umgang mit der Natur ein

Tipp 3: «Morgenstund hat Gold im Mund»

Ein Spinnennetz mit Morgentau vor einer grünen unscharf fotografierten Wiese mit gelben Butterblumen.
Mit Hilfe von Apps informiere ich mich nicht nur über das Wetter, sondern auch über den Wind. Aufnahmen wie dieses Spinnennetz mit Tautropfen gelingen nur bei wenig oder keinem.

Frühaufsteher werden meist mit besonderen Motiven belohnt: Tautropfen auf Spinnenweben oder auf einer Blumenwiese, die in der aufgehenden Sonne funkeln, besitzen eine ganz besondere Poesie. Auch tagsüber kann man im Frühjahr noch gut fotografieren, da die Sonne nicht so hoch steht. Übrigens, vor allem bei bedecktem Himmel kommen die zarten Farben der ersten Blüten besonders gut zur Geltung, da die Kontraste nicht so hart wie bei direkter Sonneneinstrahlung sind.

Tipp 4: April, April – das richtige Wetter…

Kirschblüten vor einem verschwommenen Hintergrund. Blauer Himmel ist ebenfalls zu sehen.
Durch den Blitz wurden die Kirschblüten eingefroren: Als Einstellung verwendete ich 1/15 einer Sekunde bei f22 mit ISO 100 und drehte dabei die Kamera.

…gibt es nicht, aber die richtige Ausrüstung. Bitte beachten Sie die Wettervorhersage und bedenken, dass das Wetter sich in dieser Jahreszeit schnell ändern kann. Im Fotorucksack sollte immer eine Regenjacke, ein Regenschirm oder eine Duschhaube sein. Duschhauben lassen sich perfekt über die Kamera stülpen: Einfach weiterfotografieren! Den Regenschirm benutze ich auch gerne, um Schatten über den Pflanzen zu erzeugen.

Nachhaltig fotografieren

Ulla Lohmann hat Umweltmanagement studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in ihren Alltag und ihr Arbeitsleben zu integrieren. Dazu zählt der bewusste Umgang mit der Natur, wenn sie mit der Kamera auf Entdeckungsreise geht.

Ihre Tipps für das Frühjahr:

1) Pflanzen Sie eine Blumenwiese für Bienen und Schmetterlinge. Von März bis Mai ist die perfekte Zeit zur Aussaat. So haben nicht nur unsere Insekten etwas davon, sondern auch Sie selbst. Denn Sie haben so immer tolle Makromotive im Garten – das klappt übrigens auch in einem Blumenkasten auf dem Balkon.

2) Gehen Sie nach draussen! Makrofotografie ist eine wunderbare Möglichkeit, vor der Haustüre auf Streifzug zu gehen. Sie werden überrascht sein, wie viel es zu entdecken gilt.

3) Seien Sie achtsam. Bitte achten Sie unbedingt darauf, keine Pflanzen zu zertreten und versuchen Sie, wenn möglich auf den Wegen zu bleiben.

4) Zeigen Sie mit der Kamera, wie das Leben erwacht und teilen Sie unsere schöne Natur mit anderen Menschen.

5) Nachhaltiger Equipment-Tipp: Machen Sie sich Ihr Stativ für Makroaufnahmen selbst! Einfach einen kleinen Kopfkissenbezug mit getrockneten Bohnen füllen – fertig ist der «Bohnensack», auf den Sie Ihre Kamera perfekt auflegen können. Wer möchte, kann sich auch ein Säckchen selbst nähen und hat so auch ein wunderbares Geschenk für Fotofreunde.

Tipp 5: Auf Augenhöhe gehen

Eine rosa Blume mit drei becherförmigen Blüten vor einer unscharf sichtbaren Wiese.
Auch mit einer kleinen kompakten Kamera ohne Spezial-Objektive oder einem Handy gelingen tolle Fotos. Bitte achten Sie darauf, das Bild nicht zu überladen.

Besonders im Frühjahr ist eine gute Zeit für Makroaufnahmen. Indem ich mich auf Augenhöhe mit meinem Motiv begebe, gelingen mir Bilder mit einem räumlichen Effekt. Ich versuche dabei, einzelne Blüten zu isolieren und mit der Schärfentiefe zu spielen, um den Blick des Betrachtenden zu lenken. Hier hilft mir eine Kamera mit Schwenkdisplay und ich benutze ein Teleobjektiv oder gehe mit einem Weitwinkelobjektiv ganz nah an mein Motiv heran. Achtung, jedes Objektiv hat eine andere Naheinstellgrenze, die verrät, wie nah man an das Objekt herangehen kann. Auch mit dem Handy lassen sich wunderbare Nahaufnahmen erstellen – probieren Sie das einfach aus.

Tipp 6: Was fliegt denn da?

Das Foto zeigt eine Südalpen-Kreuzblume, die gerade von einer Wildbiene angeflogen wird.
Je mehr man über die Tiere weiss, die man abbilden möchte, um so leichter fällt das Fotografieren. Beispielsweise sind Insekten und Spinnen am frühen Morgen noch träge – so gelingen die Bilder leichter.

Nicht nur Pflanzen sind beliebte Motive im Frühjahr. Auch Insekten sind Frühlingsboten, deren Ablichtung allerdings mehr Geduld erfordert. Mit viel Ausdauer, einer schnellen Verschlusszeit, Serienbildaufnahme und guter Beobachtungsgabe, welche Blüten um welche Tageszeit bevorzugt werden, gelingen die Aufnahmen. Oder warum sich nicht auch mal in der Stadt auf Fotostreifzug begeben? Das Leben spielt sich wieder mehr draussen ab – ideal für Street photography.

Tipp 7: die Bildbearbeitung

Ein bayrisches Dorf mit einer Kirche, Bergen im Hintergrund und einem gelben Rapsfeld im Vordergrund, unscharf fotografiert.
Der Raps blüht nur vier Wochen lang im Spätfrühling. Diese Zeit nutze ich für Landschaftaufnahmen, oder zeige meine bayrische Wahlheimat – hier Königsdorf – in frischen Farben.

Um die Frühlingsfarben richtig zum Strahlen zu bringen, hebe ich die Belichtungsregler an und helle die dunklen Stellen über den Tiefenregler auf. Dann gebe ich Weiss hinzu, um das Bild zum Leuchten zu bringen. Um die zarten Pastelltöne besser zu zeigen, gehe ich mit der Sättigung nach unten und mit der Dynamik nach oben. Die Bildbearbeitung funktioniert auch sehr gut am Handy, für das es viele kostenlose Apps gibt.

Und dann? Lassen Sie Ihr schönstes Frühlingsbild als Wandbild drucken und holen Sie sich so immer gute Laune ins Haus!

Ihre Ulla Lohmann

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